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AI Act & Dokumentarfilm: Was Medienproduktionen jetzt wissen müssen

  • Autorenbild: Lena Hatebur
    Lena Hatebur
  • vor 6 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Was ist der AI Act?

Der EU AI Act ist die weltweit erste umfassende Regulierung für Künstliche Intelligenz. Er trat 2024 in Kraft und wird ab 2026 vollumfänglich verbindlich für alle Marktteilnehmer in der EU. Ziel: Sicherheit, Transparenz und ethischer Einsatz von KI-Technologien.

Was bedeutet das für die Medienbranche – speziell für Dokumentarfilm?

1. Kennzeichnungspflicht für synthetische Inhalte

  • Pflicht: Jede durch generative KI erstellte Audio-, Video- oder Textsequenz muss klar gekennzeichnet sein – z. B. durch einen Hinweis im Abspann, als Bildunterschrift oder während der Ausstrahlung.

  • Gilt auch für ergänzendes Material wie nachgestellte Szenen, animierte Archivbilder, KI-Stimmen oder visuelle Rekonstruktionen.

  • Ziel: Transparenz gegenüber dem Publikum und Vermeidung von Täuschung.

2. Transparenzpflichten für Inhalteanbieter

  • Offenlegung, wenn und wie KI zum Einsatz kam (z. B. Toolnamen, Trainingsdaten, Rolle der KI im Entstehungsprozess).

  • Besonders wichtig bei heiklen Themen: Geschichte, Politik, Gesundheit, soziale Ungleichheit.

3. Pflichten bei hohem Risiko

  • Systeme zur automatisierten Entscheidung oder zum Erkennen von Emotionen (z. B. bei Protagonist*innen-Analyse) unterliegen strengen Auflagen oder sind ggf. unzulässig.

  • Emotionserkennung und soziale Bewertung (Social Scoring) sind z. B. bei dokumentarischen Interviews nicht erlaubt, wenn sie automatisch interpretiert werden.

4. Verantwortung liegt bei den Produzent*innen

  • Produktionsfirmen, Regie, Redaktion und Postproduktion haften gemeinsam für die Einhaltung der Vorschriften.

  • Eine sorgfältige Dokumentation der KI-Einsätze während der Produktion wird empfohlen – ähnlich wie bei Datenschutz oder Urheberrechten.

5. Synergie mit Senderleitlinien

  • Die Leitlinien von ARD, ZDF und ARTE orientieren sich bereits an den Grundprinzipien des AI Act – wer diesen folgt, ist gut vorbereitet.

  • Die Zusammenarbeit mit öffentlich-rechtlichen Sendern bietet daher eine stabile, regelkonforme Basis für kreative KI-Nutzung.

Was jetzt zu tun ist

  • Eigene Produktionen auf mögliche KI-Einsätze prüfen und dokumentieren

  • KI-generierte Inhalte transparent kennzeichnen

  • Redaktionen und Auftraggeber frühzeitig über geplante KI-Nutzung informieren

  • Toolauswahl und Datenbasis der KI-Systeme hinterfragen (z. B. rechtmäßige Nutzung von Trainingsmaterial)


Hier geht es zum Ai Act:



Weiterführende Perspektive – Kritik am AI Act:

In der Podcastfolge „KI, Tech & Schmetterlinge“ diskutiert die Unternehmerin und KI-Expertin Nicole Büttner unter anderem den EU AI Act. Sie äußert darin eine kritische Haltung gegenüber der aktuellen Regulierung: Ihrer Meinung nach versuche der AI Act, eine Technologie umfassend zu regeln, deren gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Auswirkungen noch gar nicht vollständig absehbar sind. Büttner plädiert für mehr Flexibilität und Innovationsfreundlichkeit in der Gesetzgebung und warnt vor einer Überregulierung, die vor allem kleinere Akteur*innen und kreative Anwendungen hemmen könnte.

Hier geht es zur Podcastfolge:



Praktische Umsetzungshilfe:

Zur Unterstützung der rechtskonformen und transparenten Anwendung von KI im Dokumentarfilm wurde eine eigene Checkliste entwickelt: „Checkliste: KI-Einsatz im Dokumentarfilm – rechtssicher & transparent“. Sie hilft bei der Planung, Dokumentation und Bewertung von KI-gestützten Inhalten und bietet konkrete Leitfragen zu Konzept, Verantwortung, Transparenz und rechtlichen Risiken.



 
 
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