In den USA gibt es Förderformulare mit GenAI-Fragen – in Deutschland (noch) nicht
- Lena Hatebur
- 18. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
In den USA hat die International Documentary Association (IDA) gemeinsam mit dem Sundance Institute, der Archival Producers Alliance und Googles Artists + Machine Intelligence kürzlich die Nonfiction Core Application 3.1 vorgestellt – ein standardisiertes Förderformular für Dokumentarfilme. Version 3.1 ergänzt die ursprüngliche App um fünf optionale Fragen zur Nutzung von generativer KI (GenAI) im Filmprojekt. Ziel ist es, Transparenz, Ethik und Verantwortung bei KI-Nutzung zu stärken, da viele US-Förderer diese App inzwischen nutzen.
Wie sieht es in Deutschland aus?
Ein vergleichbares, bundesweit genutztes Standardformular inklusive GenAI-Fragen scheint es in Deutschland bisher nicht zu geben. Auch bei öffentlich-rechtlichen Förderern wie FFA, MFG oder Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein konnte ich keine vergleichbare Integration von GenAI-Fragen finden. Aktuell wirkt Deutschland in diesem Bereich noch dezidiert heterogener und fragmentiert – es gibt noch keinen verpflichtenden Standard wie in den USA.
Die 5 GenAI-Fragen der Core App 3.1
Artistic Approach:
„Wenn Sie generative KI zur Umsetzung Ihrer künstlerischen Vision einsetzen: Wie?“
Accountability & Community Care:
„Welche ethischen Maßnahmen setzen Sie ein? (z. B. Bias-Analyse, Copyright, Beteiligten‑Transparenz)“
Audience Consideration:
„Wie informieren Sie Ihr Publikum über KI-Einsatz? Wenn nicht – warum?“
Budget (Line-Item Expense):
„Bitte stellen Sie ein Budget in USD auf, inkl. aller GenAI-bezogenen Kosten (Lizenzen, Rechtsberatung etc.).“
Current Sample / Rough Cut:
„Was ist in Ihrem Sample repräsentativ für GenAI-Einsatz? Welche Tools und Zeitstempel sind beteiligt?“
Warum das wirklich wichtig ist
Vertrauen stärken:
Dokumentarische Arbeit lebt von Vertrauen – und GenAI erzeugt neue Fragen, etwa: Woher stammt ein Material wirklich? Wie echt ist es? Transparenz schafft Glaubwürdigkeit.
Ethische Verantwortung zeigen:
Wer KI nutzt, muss klarstellen, dass Daten fair behandelt werden, historische Genauigkeit geprüft ist und keine Communities ausgegrenzt werden.
Publikum ernst nehmen:
Zuschauer:innen wollen wissen, ob etwas echt oder KI-generiert ist – klare Hinweise helfen Montagen, Inszenierung und KI korrekt einzuordnen.
Realistische Budgets fördern:
GenAI bringt Kosten (Tool-Lizenz, Datenschutz, juristische Prüfungen). Ohne diese Fragen werden wichtige Posten oft vergessen.
Förderentscheidung erleichtern:
Reviewer müssen nachvollziehen, ob der Einsatz von GenAI sinnvoll und verantwortbar ins filmische Konzept eingebunden ist – und nicht nur ein technischer Gag.
Fazit
Die US-CoreApp 3.1 mit GenAI-Addendum ist ein echtes Vorbild für Transparenz, Ethik und professionalisierte Förderpraxis – standardisiert, etabliert und multiplizierbar. In Deutschland fehlen solche verbindlichen Standards für Filmförderungen bislang – was zu wildem Flickenteppich bei GenAI-Fragen führt.
Wünschenswert wäre, dass deutsche Förderinstitutionen (FFS, MFG, DFF, etc.) oder Co-Produktionen mit US-Institutionen bald ähnlich klare Leitplanken bieten. Wer in Deutschland Förderanträge mit KI-Aspekt schreibt, muss derzeit selbst dafür sorgen, dass Ethik, Transparenz und Budgetierung sauber dokumentiert sind.
Hier gehts zur Seite der International Documentary Association:
https://www.documentary.org/blog/core-app-31-artificial-intelligence-addendum?utm_source=chatgpt.com
