Ich heiße Lena Hatebur und ich bin passionierte und studierte Filmeditorin. Ich lebe mit meiner Familie bei Berlin in Werder an der Havel.
Nach meinem Studium der TV-Produktion in Berlin studierte ich Filmmontage an der Filmuniversität in Potsdam Babelsberg. Dieses Studium schloss ich 2014 mit Auszeichnung ab. Seitdem arbeite ich als selbstständige Diplomschnittmeisterin für anspruchsvolle TV-Formate und Kinoproduktionen.
Seit über einem Jahrzehnt gestalte ich dokumentarisches Erzählen im Schneideraum – mit einem feinen Gespür für Rhythmus, Dramaturgie und dem Unausgesprochenen zwischen den Bildern. Das Feedback sagt: Mein ausgeprägter Hang zur Technik verbindet sich hier mit wahrer Erzählkunst. Nichts mag ich dabei mehr, als Material zum Sprechen zu bringen, Nuancen herauszuarbeiten und emotionale Bögen sichtbar zu machen.
Meine Arbeiten laufen auf internationalen renomierten Festivals und haben zahlreiche Preise gewonnen. Doch was mich noch immer fasziniert ist meine Liebe für das gemeinsame Arbeiten mit der Regie im Schneideraum. Das Miteinander ist das Herzstück meines Berufs. Alles, was ich kann, stelle ich dafür sehr gerne zur Verfügung.
KI im dokumentarischen Erzählen
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Warum ich nicht zuschaue, sondern mitgestalte
Die Welt ist in Aufruhr – und ich auch. Seit einigen Wochen beschäftige ich mich intensiv mit KI, besonders mit der generativen Videoproduktion. Ich schwanke täglich zwischen Staunen und Unbehagen. Die Qualität der KI-Bilder steigt rasant. Sie ist keine Mode, kein Tool unter vielen. Sie verändert das visuelle Erzählen grundlegend – auch im Dokumentarfilm.Als Editorin arbeite ich an dokumentarischen Formaten fürs Kino und Fernsehen. Ich gestalte nicht nur Schnittdramaturgie, sondern übernehme auch Animationen und die Bearbeitung von Archivmaterialien. Jetzt kommt ein neues Werkzeug dazu: generative KI. Ich sehe sie nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung meines Handwerks – mit Verantwortung und Haltung.
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Der stille Vertrag
Dokumentarisches Erzählen basiert auf einem unausgesprochenen Vertrag mit dem Publikum: Es darf dem Gezeigten vertrauen. Wir bezeugen, wir behaupten nicht. Der Fall Lovemobil und die öffentliche Reaktion darauf zeigen, wie fein justiert unser ethisches Empfinden ist – und wie wichtig es ist, es zu verteidigen.
Gerade weil KI-generierte Bilder zunehmend real wirken (Veo 3 ist da nur ein Vorgeschmack), könnte der Dokumentarfilm eine Renaissance erleben. Wie ein echtes Konzert, das plötzlich wieder zählt, wenn KI-generierte Songs den Alltag überfluten. Vielleicht liegt genau darin seine neue Stärke: als glaubwürdiges, spürbares Gegenmodell zur synthetischen Beliebigkeit.
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Was ist echt – und wem gehört es?
Doch der Einsatz von KI ist nicht nur technisch, sondern tief politisch. Viele Tools sind trainiert auf westlich-männlich kodierte Bildwelten. Was bedeutet das für die Darstellung von BIPoC, FLINTA*, queeren oder nicht-westlichen Realitäten? Welche Perspektiven werden überrepräsentiert – und welche unsichtbar gemacht?
Hinzu kommt: Wer besitzt eigentlich ein KI-generiertes Bild? Die Softwarefirma, der Prompt-Schreibende, die Trainingsdatenlieferanten? Was passiert mit Persönlichkeitsrechten, wenn Gesichter synthetisch rekombiniert werden?
Diese Fragen sind offen – aber sie betreffen uns alle. Gerade im dokumentarischen Bereich müssen wir jetzt darüber sprechen. Und neue Standards entwickeln, bevor Marktlogiken Tatsachen schaffen.
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Flut von Fakes – und unsere Verantwortung
Stock-Footage-Plattformen sind bereits voller KI-generierter Bilder, oft ohne Kennzeichnung. Die Gefahr: Falsches wird für echt gehalten. Was im Spielfilm vielleicht noch als Stilmittel durchgeht, ist im Dokumentarfilm ein potenzieller Vertrauensbruch.
Unsere kuratorische Arbeit wird damit wichtiger denn je. Quellen prüfen, Material einordnen, glaubwürdig vermitteln – das sind unsere Skills. Wir sollten sie weiterentwickeln, nicht übergehen.
Und ja: Das Thema KI kann Angst machen. Aber es wäre ein Fehler, es aus Unsicherheit aus der Hand zu geben. Wir müssen es uns aneignen – auf unsere Weise. Mit ethischem Bewusstsein und narrativer Sorgfalt.
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KI als Werkzeug – für Lücken und Schutzräume
Ich habe verschiedene Tools getestet. Einfach ist das nicht – und intuitiv schon gar nicht. Aber mit Geduld und kritischem Blick lassen sich Anwendungen finden, die unsere Arbeit unterstützen:
- Animierte Archivbilder, die emotionale Tiefe erzeugen, ohne zu inszenieren.
- Deepfake-Retusche, die Gesichter unkenntlich macht, aber emotionale Zugänglichkeit bewahren – zum Schutz von Protagonist*innen.
- Simulation fehlender Szenen, z. B. bei Sicherheitsrisiken oder nicht drehbaren Ereignissen.
Die wichtigste Regel bleibt: Kennzeichnung ist Pflicht. Nur so bleibt Vertrauen bestehen – in unsere Filme, in unsere Haltung.
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Perspektiven öffnen
KI bietet aber auch Chancen: Sie kann Einstiegshürden senken, neue Stimmen hörbar machen, barrierefreie Varianten ermöglichen. Wenn wir sie bewusst einsetzen, kann sie helfen, marginalisierte Perspektiven sichtbarer zu machen – nicht nur die der Programmierer*innen aus dem Silicon Valley.
Doch dafür braucht es kritische Reflexion. Und Austausch. Denn Technik allein löst keine Erzählprobleme. Haltung schon.
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Und jetzt?
Wie wollen wir mit dieser neuen Macht umgehen? Wo hilft KI beim Zeigen – und wo droht sie zu verdecken?
Ich sammle Gedanken, Beispiele, Fragen und Erfahrungen dazu in meinem Blog. Für alle, die sich fragen, was ein Bild darf. Und wer es braucht.